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GameBoyGames 03: Wizards & Warriors Chapter X – The Fortress of Fear

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Wizards & Warriors X - The Fortress of Fear

Amerikanisches/Europäisches Cover.

Preisfrage: wie heißt dieses Spiel? Nach dem Titelscreen mit The Fortress Of Fear kommt direkt noch ein zweiter Titelscreen, und da steht dann Wizards & Warriors Chapter X. Und dann kommt noch ein dritter Titelscreen: The Fortress Of Fear. Laut Verpackung ist der Titel Wizards & Warriors X: Fortress Of Fear, ohne „Chapter“, ohne „The“ Dieses Titel-Chaos dürfte die Folge einer Marketing-Entscheidung gewesen sein, denn der Name macht das Spiel zu einem Nachfolger von Ironsword: Wizards & Warriors 2 für das NES. Dass es dann nicht Teil 3 ist, sondern Teil X? Vermutlich der Versuch, das Spiel von der „Hauptreihe“ auf dem NES abzugrenzen. Mega Man X auf dem SNES ist schließlich auch kein zehnter Teil, sondern der erste Teil einer eigenen Reihe, während die Zählung der NES-Serie wie gehabt weiterlief. Außerdem wurde The Fortress of Fear nur zwei Monate nach dem vermeintlichen Vorgänger veröffentlicht, von einem wirklichen Nachfolger kann man da schwerlich sprechen.

Das Spiel selbst ist der generischste mögliche Plattformer: Nach links oder rechts laufen, herumhüpfen, Gegnern ausweichen oder sie mittels Schwert in Sprechblasen verwandeln, in denen „ZAP“ oder „POW“ steht, ab und zu was einsammeln und alle paar Level einen Endboss ausradieren.

Die Ähnlichkeiten zu den zwei NES-Spielen halten sich in Grenzen. Aus Teil 1 ist das Spieler-Sprite nebst Animationen und das Design der Bonus-Items entlehnt, auf beiden Systemen wird das Auffinden jedes popeligen Gegenstands grundsätzlich mit einer den Spielablauf unterbrechenden Einblendung abgefeiert. Davon abgesehen ist das Game-Boy-Game sehr eigenständig und deutlich simpler gestrickt. Das ist kein Nachteil, was fehlt ist nur ein Passwortsystem (wie es das bei Wizards & Warriors 2 durchaus gibt), zumal die Kollisionsabfrage bei Sprüngen gnadenlos ist und man leicht mal ein, zwei Ritter an Stellen versenkt, die eigentlich nicht all zu schwer aussehen. Mit ein bisschen Übung kommt man zwar gut durch das Spiel, aber so sensationell, dass man dieselben Level immer und immer wieder von vorn spielen wollte, ist The Fortress of Fear dann doch nicht.

Optisch und akustisch ist das Spiel für 1990 völlig in Ordnung (der Titeltrack ist sogar ein echter Ohrwurm, der allerdings keine dreißig Sekunden dauert). Dass es nichtsdestotrotz deutlich anders wirkt als die bis dahin erschienenen Module liegt daran, dass es das erste Game-Boy-Spiel ist, das nicht von einem japanischen Entwickler stammt (und tatsächlich auch nie in Japan erschienen ist). Verantwortlich zeichnete stattdessen das britische Softwarehaus Rare, das zu diesem Zeitpunkt noch ganz am Anfang seiner langjährigen Partnerschaft mit Nintendo stand und später zig Klassiker wie Donkey Kong Country oder Conker’s Bad Fur Day produzieren würde.

Entsprechend erinnert The Fortress of Fear mit seinem simplen Spielablauf und der flächigen Grafik dann auch weniger an japanische Konsolenware als vielmehr an die westlichen Arcade-Spiele á la Atari aus dieser Epoche, und so sollte man dieses Modul auch verstehen: The Fortress of Fear ist kein episches Fantasy-Abenteuer, das einen wochenlang beschäftigt, sondern eine simple, sympathische Spielhallen-Daddelei für zwischendurch.




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