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Gorian Hummelhuts grosse Fahrt

Kindercomic

Vor ziemlich genau dreißig Jahren habe ich angefangen, Comics zu zeichnen, und seitdem sind gut und gerne fünf Seiten fertig geworden. Stolz und zufrieden habe ich vor ein paar Tagen auf diese Lebensleistung zurückgeblickt und beiläufig in einer alten Mappe gekramt. Darin fand ich auf einmal ein paar verschollen geglaubte Comicseiten, die ich, das kann ich einigermaßen rekonstruieren, als Vier- oder Fünfjähriger gezeichnet haben muss. Weil  man ja irgendwann mal mit der Werkausgabe letzter Hand anfangen muss, habe ich einen der Einseiter gescannt und das völlig vergilbte und verknickte Ding restauriert und anschließend koloriert, um es für alle, die nicht zufällig ich sind, zumindest etwas nachvollziehbarer zu machen.

Es hat mich in den Fingern gejuckt, dem vierjährigen Lukas unter die Arme zu greifen und an den Zeichnungen herumzukorrigieren, aber dann hätte ich die Seite auch gleich neu zeichnen können, also habe ich mich weitgehend darauf beschränkt, halb ausradierte Linien zu löschen.

KindercomicAlt

Die ursprüngliche Seite.

Ach ja, der Inhalt (den kriege ich nämlich tatsächlich noch zusammen): Drei Geister – die vermutlich, wie überhaupt alle auftretenden Wesen, auch Namen hatten, aber die wurden nur mündlich überliefert und sind über die Jahrzehnte verloren gegangen – drei Geister also haben von irgendwoher eine Schatzkarte aufgetrieben. Ihr Anführer, nennen wir ihn Gorian Hummelhut, steigt mit den beiden anderen in den Eisenwal (ein Boot in Form eines Wals) und fährt über das Meer zu der Insel, auf der sich der Schatz befinden soll. Auf dem Weg dahin begegnen die drei allerlei agressivem Meeresgetier und gelangen schließlich zu der Insel, die nur eine aus dem Ozean aufragende Felsenburg ist. Empfangen werden sie von einer lebenden Fahrradlampe, die auf einem Einrad durch die Gegend fährt und ein Diener des verschwundenen Herrschers der Burg ist. Gorian Hummelhut schaut sich im Schloss um und öffnet eine Tür, hinter der sich nicht nur der Schlossgeist befindet (ein nebelumwaberter Totenschädel), sondern auch der vermisste Schlossherr, ebenfalls ein Gespenst. Dieses führt Gorian aus Dankbarkeit über seine Befreiung durch die Gänge, vorbei an uralten Ritterrüstungen, zu einer  Tür, hinter der er den Schatz finden soll. Gorian öffnet die massive Holztür, indem er seine Hörner hineinbohrt und sie so aufzieht. Er steigt hinab in den Keller und gelangt zu einem Kurbelventil, das er öffnet. Anschließend verlässt er die Burg wieder und steigt zu seinen Gespensterfreunden in den Eisenwal, während die See um sie herum zu beben beginnt. Langsam hebt sich die Burg aus dem Wasser, während Sand und Schlick von ihrem Fundament zurück ins Meer tropfen. Auch der Eisenwal wird durchgeschüttelt und erhebt sich plötzlich aus dem Wasser. Als Gorian Hummelhut aus dem Fenster schaut sieht er, dass sie aufgespießt wurden vom Bug eines gigantischen Schiffs, das unter der Felsenburg zum Vorschein kommt. Erst jetzt erkennen sie, dass die ganze Burg Teil der Schiffsaufbauten ist, und der Schatz, den sie gesucht hatten, keiner aus Gold und Juwelen, sondern dieses Riesenschiff, mit dem sie von nun an die Weltmeere bereisen werden.



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