Ein virtueller Vergnügungspark mit Cartoons, Comics, altem Spielzeug, Genrefilmen und Texten über pixelige Videospiele, und über Verrückte.

Flugblätterteig

Ich verdiene heute den einen oder anderen Teil meines Lebensunterhalts mit Werbung. Angefangen hat das aber nicht mit den halbseidenen Trailern, die man auf Youtube findet, sondern völlig nichtkommerziell. Hier:

Der Studienkreis Film an der Ruhr-Uni Bochum zeigt seit fast 45 Jahren Semster für Semster, Woche für Woche einen Mix aus halbwegs aktuellen Blockbustern und Arthouse-Kino, aus Klassikern und wirrem Kram, den mal wieder irgendein Filmclub-Mitglied mit fadenscheinigen Argumenten ins Programm gedrückt hat – und das auf 35 Millimeter. Vor zehn Jahren war das Unikino noch eine echte Institution:

Ich inmitten eines rappelvollen SKFs (Drei Engel für Charlie, Sommer 2001)

Später ist der Laden dann langsam in Richtung Bedeutungslosigkeit gekippt. Als ich eingestiegen bin, hatten wir teils ausverkaufte Abende mit über 1.200 Besuchern, gegen Ende meiner Zeit dort war man schon glücklich, wenn sich mal 100 in einen Film verirrten. Lag nicht an mir. Interessanterweise korrelierte der Absturz stattdessen ziemlich genau mit dem Termin, zu dem die angrenzenden Wohnheime DSL-Anschlüsse bekamen. Kann aber genauso gut sein, dass die unbequemen Hörsaal-Holzstühle und der grottige Ton die mit Multiplexen aufgewachsenen Zuschauer abgeschreckt haben. Wie viele Studierende heute noch hingehen? Keine Ahnung, ich selbst war seit gut fünf Jahren nicht mehr da.

Jedenfalls hatte ich dort angefangen, Flugblätter zu gestalten. Damals galt es unter den Mitgliedern als unschick, einfach das Kinoposter hinzuklatschen und die Uhrzeit daneben zu schreiben. Stattdessen wurde Originalität geschätzt und verlangt, weshalb ich einige der meinigen während meiner langweiligeren Seminare komplett gemalt habe (zum Vergrößern anklicken!):

Wirkt aus werbetheoretischer Perspektive alles ein bisschen grenzwertig, hat aber funktioniert. Die Hütte war voll.

Daneben hatte ich noch ein paar „traditionellere“ Flugis gemacht, die (wie jedes andere Flugblatt jedes anderen Mitglieds aber auch) trotzdem wohl bei keinem anderen Kino in Druck gegangen wären. Eine Auswahl:

 

Das schönste SKF-Flugblatt überhaupt aber, das entstand gut zwanzig Jahre vor meiner Zeit. Das war das zu Triumph des Willens, der, laut Begleittext, gezeigt wurde, weil irgendein französisches Kunstgedöns nicht rechtzeitig geliefert wurde, und, ebenfalls laut Begleittext, Joseph Goebbels, Hermann Göring, Martin Bormann „und viele weitere Nazis“ zu bieten hatte. Liebevoll verziert war das Ding mit zahllosen Hakenkreuzen. Na denn…




Ein Kommentar

1) Gregor

4. November 2011, 10:30

Tolles Zeug.

„Das schönste SKF-Flugblatt überhaupt aber, das entstand gut zwanzig Jahre vor meiner Zeit. Das war das zu Triumph des Willens, der, laut Begleittext, gezeigt wurde, weil irgendein französisches Kunstgedöns nicht rechtzeitig geliefert wurde, und, ebenfalls laut Begleittext, Joseph Goebbels, Hermann Göring, Martin Bormann „und viele weitere Nazis“ zu bieten hatte. Liebevoll verziert war das Ding mit zahllosen Hakenkreuzen.“
ROFL!!!

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