Ein virtueller Vergnügungspark mit Cartoons, Comics, altem Spielzeug, Genrefilmen und Texten über pixelige Videospiele, und über Verrückte.

13. Festival des deutschen psychotronischen Films

Nachdem das Fantasy Filmfest nach satten 54 Kritiken nun endgültig als abgefeiert betrachtet werden kann, geht es festivaltechnisch nahtlos weiter – diesmal allerdings bin ich nicht zahlender Besucher, sondern einer der Verantstalter: Das Festival des deutschen psychotronischen Films erlebt Ende Oktober seine unglaubliche dreizehnte Ausgabe. Seit 1999, also seit tatsächlich mittlerweile einer halben Ewigkeit zeigen wir in Bochum drei Tage hintereinander Kurioses, Wildes und selten Präsentiertes aus 1000 Jahren deutschen Filmschaffens.

Wer das Festival noch nicht kennt oder schon mal da war und einfach nur noch mal wissen will, was Psychotronik eigentlich ist oder was wir anno Schnee im Nachtprogramm gezeigt haben, der findet auf der Sonderland-internen Festivalhomepage sein Lebensglück. Und wer das Programm sucht, muss sich nicht weiter umgucken, sondern klickt jetzt einfach auf „Weiterlesen“:

Donnerstag, 27. Oktober 2011

17:45 – Tanz auf dem Vulkan

BRD 1987. R: Videotie. 62 Min. Im Anschluss Gespräch mit den Regisseurinnen.

(Einen Trailer gibt es nicht, bei Youtube findet sich zur Thematik aber der obige Clip.)

Als die Stadt Bochum Mitte der 80er Jahre den Abriss des Heusnerviertel vorsah, wollten sich die Bewohner – Studierende, Alternative, Punks – das nicht gefallen lassen. Das Quartier wurde mit 150 besetzten Wohnungen zu einer Hochburg der deutschen Hausbesetzerszene, die Auseinandersetzung mit dem Staat zog sich über Jahre hin und mündete unter Anderem in der Gründung des Kulturzentrums Bahnhof Langendreer. Ein Kollektiv von RegisseurInnen dokumentierte den Häuserkampf auf Video.

19:30 – 4 Schlüssel

BRD 1966. R: Jürgen Roland. B: Thomas Keck, Max Pierre Schaeffer. Mit: Günther Ungeheuer, Walter Rilla, Monika Peitsch. 107 Min.

Früher war es üblich, dass jede Bank durch vier Schlüssel gesichert wurde, die vier verschiedenen Personen anvertraut wurden. So sollte ein Überfall auf einen der Schlüsselträger unattraktiv gemacht werden, denn die Täter hätten auch mit dessen Schlüssel noch lange keinen Zutritt zum Tresorraum. Was aber, wenn eine besonders clevere Bande einen Plan ausheckt, um in einem Aufwasch alle vier Schlüssel abzustauben?

Eine feste Größe unseres Festivals ist Jürgen „Stahlnetz“ Roland. Bei 4 Schlüssel handelt es sich vielleicht um seinen besten Film, ein dicht inszeniertes, hervorragend gespieltes und hochkomplexes True Crime-Drama, ein Juwel des deutschen Kriminalfilms.

21.30 Alpha City – Abgerechnet wird nachts

BRD 1985. R & B Eckhart Schmidt. Mit: Claude-Oliver Rudolph, Al Corley, Isabelle Willer. 96 Min.

Großstadtthriller aus den tiefsten Achtzigern, bei dem der traditionelle Chiaroscuro-Effekt des Film noir um die gesamte Palette des grellen Neon erweitert wird. Außergewöhnliches Krimidrama, das von Eckhart Schmidt in Berlin ausschließlich bei Nacht gedreht wurde, denn die irreale Stadt, durch welche seine Helden irren und hetzen, verschwindet bei jedem Sonnenaufgang.

Freitag, 28. Oktober 2011

17.45 – Rockabilly Ruhrpott

D 2011. R & B: Claudia Bach und Christin Feldmann. 65 Min.

Liebevoller Insiderblick auf eine der ältesten Subkulturen Deutschlands, die Dutzende von Trends und Hypes überlebt hat, und seit den goldenen Fifties nichts an Energie verloren hat.

Vorfilm: Grey Hawk, D 2011. R: Linus de Paoli. 16 Min.

19:30 – M – Eine Stadt sucht einen Mörder

D 1931. R: Fritz Lang. B: Thea von Harbou, Fritz Lang. Mit: Peter Lorre, Gustaf Gründgens, Otto Wernicke. 117 Min.

Fritz Lang kam in den letzten Jahren wieder verstärkt ins Gespräch, durch den Jahrhundertfund der vollständigen Fassung von Metropolis, durch die Restaurierung seiner Nibelungen, und nun durch eine frische Kopie seines visionären M – nicht nur ein frühes Meisterwerk des Tonfilms, sondern auch 80 Jahre nach der Premiere noch subversiv und verflucht spannend.

Samstag, 29. Oktober 2011

17:30 Kurzfilmprogramm: Beat in Schwabing

Der Platz (BRD 60er. R: Zbynek Brynych. 40 Min.); Beat in Schwabing (BRD 1967. R: Karl Deschauer. 9 Min.); Romeo und Julia in Schwabing (BRD 60er, Karl Deschauer. 15 Min.); Die Grauzone (BRD 1970. R: Franz Josef Spieker. 15 min.); Die Sex-Jährigen (BRD 60er. Stephan Kayser. 9 Min.). 88 Min. insgesamt.

Einer der Publikumslieblinge unseres Festivals ist Zbynek Brynych. Leider haben wir schon alle seiner deutschen Produktionen im Programm gehabt, und an die Aufführungsrechte seiner TV-Arbeiten kommen wir nicht dran. Doch konnten wir diesen Kurzfilm ausfindig machen, den wir hier mit weiteren raren Shorts aus dem zeitlichen Umfeld präsentieren.

19.30 – Der Schatz im Silbersee

BRD 1962. R: Harald Reinl . B: Harald G. Peterson. Mit: Pierre Brice, Lex Barker, Karin Dor, Eddi Arendt, Götz George. 111 Min.

Die Entdeckung ebenso exzellenter wie unbekannter deutscher Genrefilme der Sechziger war der eigentliche Grund, unser Festival zu gründen. Und dem Genrekino – sei es Krimi oder Thriller, Erotik oder Musikfilm – bleiben wir treu. Nun gelang es uns, eine der letzten spielbaren Filmkopien eines deutschen Westerns aus den goldenen Sixties ausfindig zu machen. Spannende Hintergrundinformationen zu Kopie und Film liefert unser Gast, der Filmsammler und Experte Thomas Pfeiffer

22:00 – 18:15 ab Ostkreuz

D 2006. R + B: Jörn Hartmann. Mit: Ades Zabel, Andreja Schneider, Dieter Bach. 111 Min.

Eine pensionierte Lehrerin wird zufällig Zeugin eines Mordes im Zug und ermittelt auf eigene Faust. Die Spur führt in einen ungeheuer schwulen Friseursalon in Berlin-Wilmersdorf.

Wer sich jetzt (oder bereits beim Filmtitel) an einen Krimi nach Agatha Christie erinnert fühlt, kann sich freuen auf eine liebevolle und ziemlich tuntige Miss-Marple-Hommage, mit heiligem Ernst und hartem Overacting gegeben von Berliner Transen-Legende Ades Zabel und weiteren Männern in Frauenrollen. Selbstverständlich in schwarz-weiß!

So. Stattfinden wird das alles wie jedes Jahr im Bochumer Endstation-Kino. Kommt alle!




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