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Der grosse, bunte Festival-Rückblick

Das 12. Festival des deutschen psychotronischen Films ist durch. Drei Tage mit Jess Franco, Christoph Schlingensief und Zbynêk Brynych, zumindest auf der Leinwand – dafür haben wir den Raum vor der Leinwand am Samstag dann umso reichhaltiger gefüllt, denn während die beiden anderen Tage sehr entspannt waren, hatten wir am letzten Festivaltag gleich dreimal hintereinander Besuch:

Zu Der Sprinter hatten wir Regisseur Christoph Böll und Hauptdarsteller Wieland Samolak eingeladen, aber da der Film in Bochum gedreht wurde und viele der Mitwirkenden zu unserer Überraschung immer noch hier wohnen, hatte sich darüber hinaus kurzfristig gut ein Dutzend Leute angekündigt, die vor oder hinter der Kamera beteilgt waren. Beim Interview nach dem Film gab es deswegen nicht nur allerlei Amüsantes von Wieland Samolak und Christoph Böll zu hören, sondern auch von Jürgen Mikol und Wichart von Roëll (bekannt aus dem TV-Klassiker Klimbim). Wir hatten im Endeffekt nicht so viel zu tun wie gedacht, weil sich die ausnahmslos großartig netten Herren mühelos die Bälle zuspielten und gelegentlich von den anderen Zeitzeugen im Publikum ergänzt wurden.

Interviewen sich selbst: Christoph Böll und Wieland Samolak.

Anschließend lief Nordstadt von Michael Kupczyk, den ich bislang nicht als Filmemacher, sondern nur als Genscher Washington aus Thilo Gosejohanns Operation Dance Sensation kannte, und der unter Anderem erzählte, wie er seinen Film mal vor einer Gruppe Freigänger aus der JVA Bochum gezeigt hat, die ihm hinterher bestätigten, dass er die soziale Situation eines Ex-Knastis zwar sehr gut getroffen habe, aber dass man Safes in echt ja doch anders knacken würde, und wie er eine Woche vor Drehstart eine unheimliche Begegnung in der Bahn hatte, als ihm ein junger Mann seine Lebensgeschichte erzählte, die bis hin zu winzigen Details der der Hauptfigur aus Nordstadt glich.

Als vorletzten Programmpunkt präsentierte Politiker, Kassierer-Frontmann und Festival-Urgestein Wolfgang Wendland seine Kurzfilme. Bizarrer Höhepunkt des anschließenden Publikumsgesprächs war ein Gast, der aus der Dunkelheit der hinterletzten Kinoreihe heraus ohne jeden Anlass von Wolfgang wissen wollte, was der denn eigentlich so vom Solidaritätszuschlag halte.

Zum Festivalabschluss gab es dann noch den ersten und eventuell letzten Auftritt der berühmten Musikgruppe Cover-Kapelle, bestehend aus Wolfgang (Gesang), Volker Kampfgarten (Gitarre) und Ronny Fröhlich (Akkordeon, Mundharmonika und Kasatschok). Dargeboten wurde einiges vom neuen Kassierer-Album Physik (dessen Erwerb ich an dieser Stelle dringend nahelegen möchte), sowie „Menschenkatapult“ und „Nathalie“ (nicht von den Kassierern, aber von diesen seit Jahrzehnten immer mal wieder gespielt), außerdem erklang die Nationalhymne der DDR, dazu wurden Sandmännchen-Überraschungseier verteilt. Wir haben den kompletten Auftritt auf Video; ich hab das Material noch nicht gesichtet, aber sofern das technisch nicht vollkommen unerträglich aussieht und klingt, werde ich es zumindest auszugsweise hochladen.

So ungefähr im Februar werden wir mit der Planung für die dreizehnte Ausgabe beginnen – wer spezielle Filmwünsche hat, sollte uns die bis dahin mitteilen, und wir gucken dann mal, was zu machen ist.

Unsere Stammgäste wissen, dass es nur von Vorteil sein kann, sich mit der Festivalleitung gutzustellen, und bringen ihr deswegen regelmäßig wertvolle Gaben dar, wie zum Beispiel diese liebevoll selbstgebastelten Buttons mit dem Festivalmaskottchen darauf. Vielen Dank!




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