Ein virtueller Vergnügungspark mit Cartoons, Comics, altem Spielzeug, Genrefilmen und Texten über pixelige Videospiele, und über Verrückte.

Fantasy Filmfest 2010, Tag 9

El Mal Ajeno / For the Good of Others

Ein Arzt, der auf seine Station ausschließlich mit hoffnungslosen Fällen zu tun hat, hat sich jede Empathie abgewöhnt. Das macht ihn zwar effektiver im Beruf, legt aber sein Privatleben in Trümmer. Dann kommt es zu einem tragischen Ereignis, das ihn zum Wunderheiler macht. Gut geschriebenes und überzeugend gespieltes Fantasy-Drama, vielschichtig und intelligent.

Shank

In fünf Jahren ist Großbritannien so weit heruntergewirtschaftet, dass Nahrungsmittel die wertvollste Beute Londoner Jugendbanden geworden sind. Bei einer Beschaffungsmaßnahme stirbt ein Gangmitglied durch die Mitglieder einer anderen Gruppe. Seine Freunde wollen Rache. Der Film schlingert unentschlossen zwischen Action und Milieustudie. Die Action ist nicht weiter erwähnenswert, das Milieu ist schon insofern nicht glaubwürdig, als dass die Figuren cartoonartig stilisiert werden. Sie tragen Namen wie aus einem Mad Max – Film und lassen sich problemlos auf jeweils eine Eigenschaft herunterbrechen; auch so etwas wie Elternhäuser oder Schulen scheint es nicht zu geben. Ebenso unwahrscheinlich mutet die Schilderung des London des Jahres 2015 als postapokalyptischer Raubritterrummelplatz an. Shank verwendet viel Zeit und eine nervöse Videoclip-Schnitttechnik darauf, dieses trotz schwer zu beurteilender Bezüge zur realen Situation unterprivilegierter Jugendlicher fiktive soziale Umfeld seiner Protagonisten zu schildern, ergeht sich dabei aber in sinnlosen Schlenkern und vernachlässigt seine Geschichte. Auch nimmt der Film keine Distanz zu den harten Posen der Hauptfiguren ein und wirkt deswegen in seinen besten Momenten zwar ungefiltert und im Rahmen der genannten Vorbehalte überzeugend, vermittelt in seinen schlimmsten Passagen aber den Eindruck eines dümmlichen Gangsterrap-Videos. Zu letzterem passt auch, dass erst in der letzten halben Stunde weibliche Figuren mit Sprechrollen auftauchen, diese aber auch nicht mehr zu tun haben als Partnerinnen für die Jungen zu sein.

La Casa Muda / The Silent House

(Hinweis: die Untertitel der 35mm-Kopie des Festivals laufen streckenweise massiv asynchron, zudem hatte die Vorführung in Berlin mit zahllosen Tonaussetzern zu kämpfen. Wer den Film auf dem Festival sehen möchte, sollte vorher erfragen, ob die unproblematische Digitalversion gespielt wird.)

Eine junge Frau betritt mit ihrem Vater ein leerstehendes Haus. Mehr sollte man zum Inhalt im Vorfeld nicht wissen. Niedrig budgetierter Horrorfilm aus Uruguay, der mit wenigen Dialogen und ohne einen einzigen sichtbaren Schnitt auskommt. Clever konstruiert, handwerklich beeindruckend und streckenweise verflucht spannend.

Rubber

Die erklärtermaßen sinnlose Geschichte eines mörderischen Autoreifens mit psychokinetischen Fähigkeiten, die gleichzeitig von einer Gruppe von Zuschauern beobachtet und kommentiert wird. Verschrobener, surreal-komischer Metafilm, der sich in seiner Absurdität gelegentlich etwas zu sehr gefällt und mit seinem postmodernen Ansatz eigentlich mindestens zehn Jahre zu spät kommt. Nichtsdestotrotz sehr amüsant.




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