Ein virtueller Vergnügungspark mit Cartoons, Comics, altem Spielzeug, Genrefilmen und Texten über pixelige Videospiele, und über Verrückte.

Fantasy Filmfest 2010, Tag 7

Tetsuo: The Bullet Man

Als sein Sohn ermordet wird, mutiert dessen Vater zu einem Cyborg und nimmt Rache am Mörder. Bis zur völligen Abstraktion reduzierte Monster-Action, die beinahe durchgängig mit Wackelkamera, rasend schnellen Schnitten und aggressivem Sounddesign erzählt wird. Ein autistisch anmutender, filmischer Amoklauf, durch dessen videoclipartiges Stakkato es unmöglich nachzuvollziehen ist, was gerade auf der Leinwand geschieht. Positiv hervorzuheben ist der treibende Industrial-Soundtrack (Nine Inch Nails und Andere):

Metropia

Im Jahr 2024 sind die U-Bahnen Europas miteinander vernetzt. Ein Mann hört plötzlich Stimmen in seinem Kopf, steigt in die unterirdischen Tunnel hinab und kommt einer großangelegten Verschwörung auf die Spur. Es können eigentlich nur Budget-Beschränkungen gewesen sein, die die Macher dazu bewegt haben, aus dem Stoff einen Animationsfilm zu machen. Visuell jedenfalls bietet Metropia nichts, was diese Entscheidung rechtfertigen würde, er wäre auch mit realen Schauspielern problemlos zu erzählen. Im Gegenteil behindert die abgehackte Animation den Film sogar, weil die maskenhaften Gesichter der Figuren (die in ihrer Gestalt an die Marionetten der britischen Serie Thunderbirds erinnern) keine Emotionen vermitteln und die thematisch eigentlich sehr interessante Geschichte dadurch leblos bleibt.

The Scouting Book for Boys

David und Emily wachsen zusammen an der britischen Küste auf. Die Teenager sind wie Geschwister zueinander, doch dann verliebt sich David insgeheim in Emily. Als diese von zuhause ausreißt, sich versteckt und von David heimlich versorgt wird, erfährt der Junge Dinge über seine Freundin, die das Verhältnis der Beiden in Frage stellen. Das gut gespielte Drama leistet sich in den letzten zwanzig Minuten eine unglaubwürdige Wendung, die auch beim wiederholten Durchdenken nicht durch das gerechtfertigt werden kann, was zuvor erzählt wurde, und die auf einen Schlag den ganzen Film in den Sand setzt.

Reykjavik Whale Watching Massacre

Touristen geraten auf Island während einer Bootstour in Seenot und von dort aus an eine mörderische Familie ehemaliger Walfänger. Exploitativer, offenbar komisch gemeinter Splatter-Volltrash, der hauptsächlich fassungsloses Kopfschütteln verursacht. Ein Werk, das man sich erst im späteren Verlauf eines Filmabends geben sollte, wenn sowieso schon alles egal ist, das in diesem Kontext (und nur in diesem) aber seltsame Unterhaltung bereiten könnte.

Bonus: Videokurzkritiken

Am Sonntag hatte Torsten Dewi (Wortvogel.de) noch zwischen zwei Filmen, nach einer sehr kurzen Nacht und vor laufender Kamera meine Meinung zu einigen Filmen eingeholt, die er selbst verpasst hatte. Anders als ich sieht sich Torsten vernünftigerweise nur ein paar ausgewählte Sachen an und hat deswegen die Kapazitäten, diese dann auch ausführlicher und medial aufbereitet zu besprechen; auf seiner Seite gibt es noch reichlich Stoff dieser Art. Ich selbst hatte meine Kritiken im Kopf schon formuliert, deswegen rede ich trotz geistigem Dämmerzustand zumindest keinen kompletten Blödsinn, aber auch nichts wesentlich Anderes als das, was ich dann später zu Hause geschrieben habe:




2 Kommentare

1) Peroy

4. Mai 2016, 20:24

Die Videofurzkritiken sind toll. Es hat lange gedauert, bis mir dieser Jokus eingefallen ist.

2) Lukas

5. Mai 2016, 11:10

…fast sechs Jahre. o_O

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