Ein virtueller Vergnügungspark mit Cartoons, Comics, altem Spielzeug, Genrefilmen und Texten über pixelige Videospiele, und über Verrückte.

GameBoyGames 01: World Bowling

Lange versprochen, aber jetzt:

Für das RETURN-Magazin hatte ich im August und November des vergangenen Jahres einen zweiteiligen Artikel geschrieben (zu beziehen in jeder besseren Bahnhofsbuchhandlung oder hier), in dem ich die ersten 25 Spiele besprochen habe, die 1989 für Nintendos originalen Game Boy erschienen sind. Das hier ist jetzt die Fortsetzung, bzw. eine von mehreren Fortsetzungen, denn ich habe danach einfach weiter geschrieben und mir den Jahrgang 1990 vorgenommen – nicht alle Spiele, dafür fehlt mir die Zeit und das Durchhaltevermögen, aber zumindest ein paar. Ich schaue einfach, dass ich hier jetzt jede Woche eine Rezension hochlade, und dann gucken wir mal, wie weit wir kommen, okay? Los geht’s mit einer Gurke. Das hier soll schließlich keine simple „Die besten X Spiele“-Nostalgieserie werden, sondern brutalinvestigativer Videospieljournalismus.

World Bowling (J) 1 World Bowling (J) 2 World Bowling (J) 3 World Bowling (J) 4

World Bowling (US)

Amerikanisches Box-Cover.

Bowling hat, wenn man mal darüber nachdenkt, eigentlich eine Menge mit Golf gemein. In beiden „Sportarten“ geht es darum, mit einer Kugel ein statisches Ziel zu treffen, beide Male nur gehindert durch menschliche Unfähigkeit in Verbindung mit einer an menschlichen Erfolgserlebnissen desinteressierten Physik. Golf, wie wir es auf dem Game Boy bereits erlebt haben, hat entsprechend auch durchaus Ähnlichkeiten mit World Bowling, dem ersten von insgesamt nur drei Bowling-Spielen, die es für den Game Boy gibt. Bei Golf wie auch World Bowling hält sich die Interaktion in Grenzen, so weit sogar, dass die Steuerung eigentlich komplett identisch ist: mit Links und Rechts wird erst die Schlag- bzw. Wurfrichtung bestimmt, mit zwei aufeinanderfolgenden Knopfdrückern dann Präzision und Energie der Kugel. Genau so beschreibt auch die Rückseite der US-Verpackung das Spiel, inklusive wirklich sämtlicher Optionen, und zwar in einem einzigen, kurzen Absatz. Bei Golf bewegt man sich immerhin noch über eine Karte und kann ein bisschen Strategie darauf verwenden, sich den besten Weg zum Grün zu überlegen, bei World Bowling fehlt naturgemäß selbst das. Anders als bei Golf, wo der Ball wenigstens in die gewünschte Richtung fliegt, scheint bei World Bowling außerdem ein Zufallsgenerator zu bestimmen, welche Pins bei einem Wurf abgeräumt werden.

World Bowling

Japanisches Box-Cover.

World Bowling ist, auch das eine Parallele zu Golf, eine Version eines NES-Spiels. Das fast zeitgleich erschienene Championship Bowling hat die selbe Titelmusik, die In-Game-Musik des Game-Boy-Moduls ist sogar besser. Bei der Grafik aber merkt man dann, wie viel bei einem schwachen Spielkonzept von der Präsentation abhängt: Championship Bowling zeigt die spielerisch eigentlich irrelevante 3D-Ansicht bildschirmfüllend und die Kontrollen als Overlays. Auf dem Game Boy hingegen zerfällt die Grafik, weil jedes Element ein eigenes Fenster bekommt. Auch sonst haben die für die Optik Verantwortlichen keine Überstunden gemacht, denn jedes Mal, wenn die Kugel über die Bahn rollt, hat das Spielersprite anscheinend was Besseres zu tun und verschwindet aus dem Spiel. Man kann es ihm nicht verdenken.

Hersteller Athena war, über mehrere Systeme und Jahre hinweg, für insgesamt fünf Bowling-Titel verantwortlich. Von denen ist World Bowling der schlechteste, was aber angesichts eines schlicht öden Spielprinzips nicht viel heißt. Das Modul bietet, von einem netten Soundtrack abgesehen, rein gar nichts, was nicht selbst ein LCD-Spiel liefern würde.




Kommentieren