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Fantasy Filmfest 2012: Piranha 3DD

In Arizona soll ein Freibad wiedereröffnet werden, nunmehr mit einem wenig originellen, aber verkaufsfördernden unique selling point: zwischen den Badegästen schwimmen Stripperinnen mit Doppel-D-Eutern umher. Und, wie die Stieftochter des Betreibers bald herausfindet, außerdem unzählige gefräßige Piranhas.

Ich hab den ersten Teil 2010 im Kino verpasst, hatte aber nicht den Eindruck, deswegen irgendwelche feinen Nuancen der Handlung von Piranha 3DD zu übersehen. Allenfalls der Sinn der lahmen Teaser-Sequenz, in der wir zwei alten Säcken dabei zusehen, wie sie die mit Furzgasen aufgequollene Leiche einer Kuh abfackeln, ist mir deswegen eventuell entgangen, denn mit dem Rest des Films hat das nichts zu tun.

Dieser Rest schaukelt einen plötzlich mit einer laut und knallbunt inszenierten Riesenladung dreidimensionaler Brüste aus dem Wachkoma – nur um sich danach prompt wieder in Trantütigkeiten zu verlieren, denn über weite Strecken hat der Film nichts von dem zu bieten, was einem das Konzept verspricht. Er liefert nur gänzlich vorhersehbare Schreckmomente, miese Piranha-Effekte, kaum Blut und ein Nichts an Geschichte, bemüht sich dabei aber, betont derbe rüberzukommen – es gibt 3D-Kotze in Zeitlupe und abgeschnittene Pimmel, aber das sind nur kurze Ausbrüche aus dem kreuzbraven, langweiligen Schema-Horror. Allenfalls ein paar sexuell aufgeladene Bilder ringen dem psychoanalytisch interessierten Zuschauer ein wohlwollendes Lächeln ab und deuten an, dass die Filmemacher zumindest wussten, was sie da machen. Daneben gibt es immerhin einen nostalgisch anmutenden Gastauftritt von Christopher Lloyd, den man offenbar für einen einzigen Drehtag in ein Studio gestellt und ihm gesagt hat, er solle einfach noch mal Doc Brown aus Zurück in die Zukunft spielen.

Erst auf der letzten halben Stunde hat der Film die Eier, das zu tun, was er von Anfang an hätte tun sollen: er wirft jeden Anspruch, ein wenigstens halbwegs ernstzunehmender Horrorfilm zu sein, über Bord. Stattdessen wird er zu einer Trash-Komödie, die auf Handlung, Spannung, Figuren oder sonst was komplett scheißt und stattdessen einzig und allein Nummern und Schauwerte aneinanderschneidet: Splatter und auf die Kamera zufliegende 3D-Gegenstände! Und nackte Weiber mit Riesenhupen! Und David Hasselhoff! Ab dem Moment, ab dem die große Piranha-Attacke auf das Freibad beginnt, versucht Regisseur John Gulager mit aller Gewalt, einen Partyfilm zu erzwingen. Das Ergebnis ist zwar immer noch nicht gut, aber immerhin kurzweilig genug, dass man sich leidlich unterhalten fühlt und hin und wieder doch durchaus amüsiert.

Da macht es dann auch nichts, dass Piranha 3DD bereits nach 70 Minuten durch ist und der Abspann (ein Mix aus Outtakes, allerlei Blödsinn vom Set und laaangsamen Credits) eine mutige Viertelstunde läuft. Bis der vorbei ist, hat man diese Tüte Luft vermutlich komplett vergessen und ärgert sich nicht darüber, dass man sich stattdessen auch irgendein genauso effektives Best Of des Films in nur fünf Minuten auf Youtube hätte reinziehen können. The Durchschnitt.




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