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Fantasy Filmfest 2012: Eva

Auch dieses Jahr spuke ich wieder auf dem Berliner FFF herum, aus beruflichen Gründen aber nur in kleinerem Rahmen als gewöhnlich. Meine Dauerkarte hab ich deswegen an den Herrn Dewi verhökert, der mir, was das Review-Schreiben angeht, bereits komplett davongefahren ist – ich werde zusehen, dass ich wenigstens eines am Tag online stelle. Das ist dann zwar nicht mal mehr halbwegs tagesaktuell, aber mehr ist bei mir zeitlich grade nicht drin. Das Bewertungsschema ist das gleiche wie in den vergangenen Jahren: The Good, The Bad und The Durchschnitt. Auf geht’s:

Nachdem er vor vielen Jahren aus persönlichen Gründen seine Heimat verließ, kehrt der geniale Kybernetiker Alex (Gesichtsgünter Daniel Brühl mal wieder in einer spanischsprachigen Rolle) an seine Alma Mater zurück, um in deren Auftrag das emotionale Bewusstsein eines Kinder-Androiden zu designen. Bei seiner Suche nach einem menschlichen Vorbild begegnet er Eva, einer unkonventionellen Zehnjährigen. Die beiden freunden sich an, und Alex beginnt zu experimentieren – sehr zum Unwillen von Evas Eltern.

Eva lässt bereits in der ersten Szene – einem Flash-Forward ins Finale des Films – keinen Zweifel daran, dass die Geschichte übel enden wird, und auch was es sonst noch so an Wendungen gibt, ist für jeden vorhersehbar, der kein totaler Science-Fiction- oder Drama-Anfänger ist. Das ändert nichts daran, dass sich die Story schön entfaltet, die Darsteller was taugen, die Roboter-Effekte ordentlich sind und der Film überhaupt dahingehend einen guten Job macht, die Welt, in der er spielt, glaubwürdig zu gestalten. Dazu bei trägt auch das Produktionsdesign, das mit vielen schönen Ideen glänzt – allein die aus virtuellem Glas zusammengesetzte Persönlichkeits-Software der Roboter ist wunderschön anzusehen (und gibt auch einen schicken Vorspann ab). Über allem schwebt allerdings Eva, eine sowieso dankbare Rolle, die aber von Claudia Vega kongenial in Szene gesetzt wird (übrigens spielt sich die durch das Poster suggerierte Lolita-Geschichte als ziemlich harmloses Hintergrundrauschen ab – nicht, dass da irgendein furchtbarer Mensch irgendwas erwartet und dann enttäuscht wird).

Eva ist also durchaus kein schlechter Film, nur sollte man halt nicht darauf bauen, dass die Story irgendwie spannend wäre, einfach weil sich alles so vorhersehbar entwickelt, dass man den Geschehnissen auf der Leinwand gedanklich immer schon zwei Ecken voraus ist. Das wäre zu verschmerzen, was aber das eigentlich Enttäuschende an Eva ist: die ganze Zukunftsnummer mit Robotern und emotionaler Intelligenz ist nur ein austauschbarer Hintergrund. Bis auf die wirklich aller-allerletzten zwei, drei Minuten (und die reißen’s auch nicht wieder raus) ließe sich dieses Drama exakt so auch in einem realitätsnäheren Szenario erzählen. Man mache aus Alex einen Maler, der Eva als Muse entdeckt: passt! Die Idee von Science Fiction, mit den Mitteln der Phantastik die Conditio Humana auszuleuchten, spielt in Eva keine Rolle, die Effekte sind nur Schauwerte und täuschen ein Genre vor, das der Film letztendlich nicht bedient. Muss man wohl abheften unter „Thema verfehlt“. The Durchschnitt.




2 Kommentare

1) John

31. August 2012, 16:46

Eine leider recht bodenlose These, die ich in meinem Review als fehl am Platz entlarven werde. ;P

Aber in Kurzfassung: Würde man die Robotter streichen, würden sich komplett andere Fragen, Antworten und Themen herausschälen, als das hier der Fall ist. Du verwechselst Plotverlauf und narrativen Aufbau mit Aussage und Intention. Hier geht es nicht um melodramatische Verstrickungen, sondern um deren Ursprung (und den Implikationen dessen).

2) Lukas

31. August 2012, 17:32

Tue ich nicht. Ich könnte die selben Themen, die selben Fragen auch in jedem anderen Setting unterbringen – wenn „Eva“ sie denn überhaupt stellen würden. Aber das ist ja auch präzise das Problem: „Eva“ ist genauso Science Fiction wie zum Beispiel „Transformers 3“ Science Fiction ist, nur eben nicht als Action-, sondern als Arthouse-Film erzählt.

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