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Fantasy Filmfest 2011 – Tag 6

The Valdemar Legacy II: The Forbidden Shadow On the Ice Perfect Sense The Lost Bladesman The Assault Point Blank

The Valdemar Legacy II: The Forbidden Shadow / La herencia Valdemar II: La sombra prohibida

Die Figuren aus The Valdemar Legacy finden sich in einem unterirdischen Verlies wieder. Sie versuchen zu rekonstruieren, welche Verbindung zwischen ihnnen besteht und was sie dorthin geführt hat.

Auch wenn der wieder teils in Rückblenden erzählte Film mit schweren Fan-Geschützen aufwartet – dem Necronomicon, Cthulhu höchstselbst und einem Gastauftritt eines gewissen H.P. Lovecraft (!) – kann die Fortsetzung das Versprechen, das der erste Teil war, nicht ganz einlösen. Die Handlung spult sich wie ein sehr viel konventionellerer Horrorfilm mit Jägern und Gejagten ab, und im Finale hat man eben nicht den Eindruck, dem epischen Abschluss einer hundertzwanzig Jahre wähnenden Saga beizuwohnen, weil der Film sich trotz seiner vielen interessanten Figuren nicht entscheiden kann, wessen Geschichte er eigentlich erzählen will. Stattdessen meint man hinterher, den Pilotfilm für eine Cthulhu-TV-Serie gesehen zu haben – die allerdings würde ich sofort einschalten, The Good.


On the Ice

Der Eskimo-Teenager Qalli greift ein, als er mitten in der Wildnis beobachtet, wie zwei seiner Freunde mit zugedröhnten Köpfen aufeinander losgehen. Er verhindert, dass der eine den anderen totschlägt, bringt den Angreifer dabei aber versehentlich um. Als der Angegriffene wieder bei klarem Verstand ist, glaubt er, er wäre der Schuldige und überzeugt Qalli, mit ihm zusammen die Leiche verschwinden zu lassen.

Die Geschichte, die On The Ice erzählt, ist nicht zwingend: die Hauptfigur hat unzweifelhaft in Notwehr gehandelt, es gibt also keinen Grund für Qalli die Leiche zu beseitigen. Auch danach könnte er jederzeit mit der Wahrheit herausrücken und würde dadurch keine langfristigen Nachteile haben. Weil sein Kumpel sowieso glaubt, für den Todesfall verantwortlich zu sein (was ja nicht mal ganz falsch ist), gibt es auch keinen Grund, sich in die Sache hineinziehen zu lassen. Qalli müsste nicht mal den Zorn der Dorfgemeinschaft fürchten, weil mehrfach betont wird, dass er in einigen Monaten ohnehin an irgendein College gehen wird. Zu diesen grundsätzlichen Problemen kommt noch eine müde, schleppende Erzählweise, die dem Film den Rest gibt.

On The Ice ist nach eigenem Bekunden der erste von Eskimos gedrehte Eskimo-Film. So was reicht manchmal schon, um international Aufmerksamkeit zu bekommen. Klar ist es interessant, mal einen Film aus einer Kultur zu sehen, die man so gar nicht im Bewusstsein hat, aber wie auch bei The Mortician gilt, dass das Setting dann vielleicht besser in einer Doku aufgehoben gewesen wäre. The Bad.

Perfect Sense

Eine geheimnisvolle Krankheit lässt nach und nach die Sinne der Menschheit verschwinden, grade als ein Koch (Ewan McGregor) mit einer Ärztin (Eva Green) anbandelt.

Wenn ein großer Hollywoodstar für einen Film kurz sein Gehänge durchs Bild wedelt, dann weiß man, dass man gerade Kunst guckt. Perfect Sense ist so eine Art Mainstream-Arthouse-Film mit viel Kultur-Getue und trauriger Musik, damit man weiß, wann man berührt sein soll. Er ist außerdem völlig vorhersehbar, es ist klar, dass auf einen verschwundenen Sinn der nächste folgen wird, und dann der nächste. Die Geschichte des Kampfes gegen dieses Phänomen sehen wir nicht. Stattdessen eine Menschheit, die sich anpasst, die trotz des entstehenden Chaos nicht aufgibt, die Wege findet, die fehlenden Sinne zu umschiffen und die sich auf persönliche Beziehungen als den einzig wirklich wichtigen Aspekt des menschlichen Daseins besinnt. In dieser Hinsicht ist Perfect Sense ein beeindruckend optimistischer Film. Er ist aber auch eine Parabel, die in der Luft hängt, weil sie jenseits der Grundidee ein Nichts an Story zu bieten hat, und die durch ihre Vorhersehbarkeit langweilt. The Durchschnitt.

The Lost Bladesman / Guan yun chang

Für eine Inhaltsangabe verweise ich hiermit auf die offizielle Zusammenfassung des Films auf der FFF-Homepage, weil ich, nicht einmal eine Woche später, nicht mehr wiedergeben kann, was ich da eigentlich gesehen habe.

The Lost Bladesman ist ein Film, in dem wichtige Männer mit Bärten um einen Tisch herumstehen und sich darüber unterhalten, welcher General gerade in welcher Stadt mit wieviel tausend Mann steht. Wer da im Kino kein Namensregister führt, ist nach spätestens zwanzig Minuten verloren. Das Problem ist nicht einmal die Menge an Figuren und Beziehungen, sondern dass nichts davon visualisiert wird. In John Woos Red Cliff, der ebenfalls mit viel Personal aufwartet, weiß ich, wer die Leute sind und was sie wollen, ich kann mich mit ihnen identifizieren und eine emotionale Verbindung zur Geschichte aufbauen – weil mir die Handlungen dieser Leute gezeigt werden, anstatt dass man nur darüber redet. The Lost Bladesman dagegen ist steifes Militärtheater mit einer Story, bei der weder ich noch irgendeiner meiner Mitseher hinterher noch verstanden hat, worum es eigentlich geht.

Hauptdarsteller Donnie Yen ist heillos unterfordert. Action gibt es zwar durchaus, man hat bei zwei, drei Setpieces den Eindruck, als könne das jetzt auf einmal richtig gut werden, aber der Schnitt macht die Choreographien kaputt. Den Rest gibt einem dann ein furchtbarer Konserven-Soundtrack, den man in minimalen Variationen schon in dutzenden Filmen gehört hat. The Bad.

The Assault / L’assaut

Heiligabend 1994 bringen vier islamische Terroristen eine Passagiermaschine vor dem Abflug in ihre Gewalt. Minutiöse Rekonstruktion eines realen Anti-Terror-Einsatzes, aufgehängt an der Geschichte eines Mannes der staatlichen Einsatzkräfte.

Der Film klammert die Hintergründe der Attentäter aus und konzentriert sich einzig auf die Situation um das Flugzeug und die damit in Verbindung stehenden diplomatischen Aktivitäten. Das ist verständlich, damit lässt er aber auch zu, dass er mit den Figuren der Terroristen und viel „Allahu Akbar!“-Gebrüll keine besonderen Sympathien für den Islam evoziert. Moslems sind hier die Bösen. Wenn man damit leben kann und vor allem, wenn man sich nicht mehr daran erinnert, was damals geschehen ist, ist The Assault hochgradig spannend. The Good.

Point Blank / À bout portant

Ein Krankenpfleger rettet einen bewusstlosen Patienten, der von einem Attentäter umgebracht werden soll. Die hinter dem Mordanschlag stehenden Verbrecher entführen daraufhin seine hochschwangere Frau und wollen damit die Herausgabe des Bewusstlosen erzwingen.

Point Blank ist eine pausenlose, mitreißende Hetzjagd die den Zuschauer kaum zur Ruhe kommen lässt, mit glaubwürdig handelnden Figuren und einigen hochdramatischen Szenen. The Good.




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