Ein virtueller Vergnügungspark mit Cartoons, Comics, altem Spielzeug, Genrefilmen und Texten über pixelige Videospiele, und über Verrückte.

Fantasy Filmfest 2011 – Tag 3

Largo Winch 2: The Burma Conspiracy 22nd of May Shaolin The Innkeepers Norwegian Ninja

Largo Winch 2: The Burma Conspiracy / Largo Winch II

Nachdem der Konzernerbe Largo im ersten Teil die Nachfolge seines Vaters antreten konnte, plant er nun Großes: das Lebenswerk seines Vaters soll verkauft werden, um das daraus eine gigantische humanitäre Stiftung zu finanzieren. Mit solchen weltverbesserischen Plänen macht man sich in der Wirtschaft keine Freunde, und mit einem Mal gibt es Anschuldigungen, denen zufolge Vater und Sohn Winch ein Massaker in Burma zu verantworten hatten. Es liegt an Largo, sich ins von Milizen umkämpfte Grenzgebiet zwischen Burma und Thailand zu begeben, um seine Unschuld zu beweisen.

Gelungener Mix aus Finanzthriller und Abenteuerfilm, der nicht nur mit einer einmal mehr faszinierenden Hauptfigur aufwartet, sondern in puncto Spannung, Rasanz und Dramatik seinen immerhin schon sehr ordentlichen Vorgänger deutlich hinter sich lässt. The Good.

(Auch wer den ersten Teil nicht gesehen hat, kann sich beruhigt ins Kino setzen, er wird problemlos den Einstieg finden.)

22nd of May / 22 mei

Ein Wachmann erlebt einen Bombenanschlag in einem Einkaufszentrum und macht sich Vorwürfe, den Täter nicht rechtzeitig als solchen erkannt zu haben. In Rückblenden erleben er und andere Betroffene den Morgen des Anschlags neu, ohne aber eingreifen zu können.

Zunächst dokumentarisch, dann experimentell erzählt, dabei immer nüchtern und in tristen Bildern, arbeitet sich 22nd of May an einer Schuld-und-Sühne-Thematik im Einkaufszentrum ab. Das ist nichts für einen netten Videoabend, das ist keine Genre-Ware und oberflächlich unterhaltend erst recht nicht. Zwar ist es beeindruckend, welche ungesicherten Wege Ex-Drummer-Regisseur Koen Mortier mit seinem zweiten Film souverän beschreitet, ihm dahin zu folgen aber eine ziemlich anstrengende Angelegenheit. Ob man das auf sich nimmt, muss jeder mit sich selbst ausmachen. Ohne Wertung.

Shaolin / Xin shao lin si

In den 1920er Jahren wird China von rivalisierenden Warlords beherrscht. Als einer von ihnen nach einer Familientragödie sein gewalttätiges Leben hinter sich lassen will, um Shaolin-Mönch zu werden, holen ihn die Konsequenzen seiner Taten ein.

Beeindruckendes Plädoyer für Verzicht, Vergebung, Mitleid, Gewaltlosigkeit und inneren Frieden (und, wenn man denn Zyniker ist, ein überlanger, pathetischer Werbespot für die Shaolin Society, die den Film mitproduziert hat). Dass diese Botschaft paradoxerweise mit mit viel Action einhergeht, sollte bei einem Film namens Shaolin nicht überraschen.

Die Kämpfe hat man anderswo schon besser gesehen – Andy Lau ist nun einmal kein Donnie Yen, und Drahtseilarbeit ersetzt keine Kampftechnik – aber sie stehen ohnehin nicht im Mittelpunkt, der Film bietet vielmehr Action vielerlei Art. Dabei sollte nicht unter den Tisch fallen, dass Shaolin auch ein bis in die Nebenfiguren sehr gut entwickeltes, mitreißendes Drama ist, das mit einer bombastischen Inszenierung über den Zuschauer hinwegwalzt. Nicht nur für Hongkong-Fans, sondern für überhaupt jeden Kinogänger eine allerwärmste Empfehlung.

Eine besondere Erwähnung verdient der eine Nebenrolle spielende Jackie Chan, der in einer irrwitzigen Martial-Arts-Szene noch einmal klarstellen darf, dass er für alle Zeiten einer der Größten seiner Zunft sein wird. The Good.

The Innkeepers

Ein Hotel, in dem es angeblich spuken soll, wird geschlossen. Die beiden Angestellten Claire und Luke verbringen ein letztes Wochenende hinter dem Empfang, betreuen die wenigen Gäste und sitzen ansonsten ihre Zeit ab.

Regisseur Ti West hat es schon wieder getan: nachdem er vor zwei Jahren mit House of the Devil einen Film ablieferte, der im Wesentlichen nichts Teuflisches zeigte, sondern Szenen, in denen die Hauptfigur gelangweilt durch das titelgebende Haus geht, dauert es hier gefühlt drei Viertel der Laufzeit, bis überhaupt irgendetwas anderes passiert, als dass die Protagonistin (Sarah Paxton, einziger Lichtblick) durch leere Hotelflure läuft, sinnlose Unterhaltungen führt oder erfolglos auf Gespensterjagd geht. Vermutlich werden einige Horrorfans The Innkeepers wie schon den Vorgänger im Geiste aus falsch verstandener Nostalgie heraus abfeiern, aber wer das hier ernsthaft spannend findet, imaginiert sich auch das hinter verschlossenen Türen spielende Finale aus Hair of the Beast zur besten Actionszene aller Zeiten.

The Innkeepers ist ein Film über Langeweile. So was kann man natürlich drehen. Man sollte es aber nicht ansehen. The Bad.

(Wie auch schon bei Julia X: ein Trailer ist mir bislang nicht untergekommen.)

Norwegian Ninja / Kommandør Treholt & ninjatroppen

Ausgehend von einem tatsächlichen norwegischen Spionageskandal der 80er Jahre fabuliert Norwegian Ninja die vermeindlich wahre Hintergrundgeschichte des Diplomaten Arne Treholt zusammen: dieser war demzufolge keinesfalls ein Verräter, sondern Anführer eines im Geheimen agierenden Ninja-Ordens.

Die Grundidee, ein reales Ereignis mit unwahrscheinlichstem Kintopp zu unterfüttern, ist wunderbar dreist, die Effekte sind offensiv durchschaubar und die Schauspieler mimen ihre Rollen lakonisch und mit heiligem Ernst – Norwegian Ninja wirkt in seinen besten Momenten wie ein bekiffter Wes-Anderson-Film. Leider leisten sich die Macher all zu viele Durchhänger. Die durchaus vorhandenen und aberwitzigen Ideen würden reichen, um zum Beispiel eine Webserie zu tragen, für einen abendfüllenden Spielfilm hingegen langt das nicht. Der massive Einsatz verfremdender Farbfilter und andere Brüche mit einer konventionellen Erzählhaltung sind nicht ohne Reiz, aber keine noch so stimmige Inszenierung könnte das lahme Drehbuch übertünchen. Die Idee war hier leider besser als die Ausführung. The Durchschnitt.




Ein Kommentar

1) Peroy

21. August 2011, 03:07

Dass „House of the Devil“ damals auch nur überhaupt eine einzige dezent positive Kritik bekommen hat, geschweige denn die Flut von Rave Reviews, die dem Schrott Zucker in den Arsch geblasen haben, schockiert mich immer noch… ist denn „The Innkeepers“ noch langweiliger als der ? Oder wenigstens so abstoßend schlecht wie „Cabin Fever 2″… ?

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