Ein virtueller Vergnügungspark mit Cartoons, Comics, altem Spielzeug, Genrefilmen und Texten über pixelige Videospiele, und über Verrückte.

Gratis-Comic-Tag 2011: The Good, The Bad & The Durchschnitt (3)

Zehn erledigt, 34 sind noch zu schaffen:

The Durchschnitt: Green Lantern

Im Sommer wird sich im Rahmen der Superheldenwelle eine Green Lantern-Verfilmung durch die Kinos blockbustern, und dass die wenigsten Nicht-Comicleser das bislang mitbekommen haben, ist nur einer von vielen Verdachtsmomenten dafür, dass der Streifen spektakulär floppen könnte. Dieses Gratisheft ist insofern auch provisorisches Aushängeschild und Vorab-Werbung für das Franchise, das nie die Auflagenzahlen eines Spider-Man oder Batman erreichte. Es ist also nur logisch, dass Secret Origin, die vorliegende Story, eine Neufassung der Entstehungsgeschichte ist (ähnlich geupdated wie das Ultimate-Universum bei Marvel) und uns erst mal mit der Figur vertraut machen soll. Erfreulich auch für mich, der ich nie ein großer DC-Leser war und (abgesehen vom Gratis-Comic-Tag im letzten Jahr) gar noch nie einen Green-Lantern-Comic in den Fingern hatte. Also:

Der Testpilot Hal Jordan bekommt aufgrund seines Draufgängertums beruflich kein Bein mehr auf den Boden, bis er aus dem gleichen Grund von einem in der Wüste abgestürzten, tödlich verletzten Alien angesaugt (ja!) wird und dessen Macht übertragen bekommt. Hal ist ab sofort Mitglied im Green Lantern Corps, einer interplanetaren Eingreiftruppe. Er kann fliegen und mit seinem Ring Dinge aus Licht formen und all so was. Das Heft schafft es tatsächlich, ein bisschen Sense of Wonder in der ansonsten eher flachen und cheesigen Story unterzubringen, wodurch die Sache ganz ordentlich unterhält – blöd ist nur, dass diese Story nach 24 Seiten keinesfalls abgeschlossen ist, sondern sich über weitere sechs Hefte (bzw. einen Sammelband) erstreckt, man also nur einen kleinen Anreißer bekommt. Natürlich ist das eine der Ideen hinter dem Gratis-Comic-Tag, aber andere Hefte machen genauso Lust auf die dazugehörigen Reihen und bieten trotzdem abgeschlossene Geschichten oder zumindest die doppelte oder fast dreifache Seitenzahl.

Und apropos cheesy: die Einleitung des Heftes erklärt noch, dass Green Lantern keinen Einfluss hat auf gelbe Gegenstände. Er ist tatsächlich vollkommen machtlos gegenüber allem, was gelb ist. Das ist wirklich so beliebig und dämlich, dass man nur blöde grinsen kann, und ich hoffe inständig, dass der Film mit einem Superbösen in einem Bananenkostüm aufwartet, der dem ollen Jordan so richtig auf die Mappe gibt. Das wäre jenseits von awesome.

The Bad: Star Wars – The Clone Wars

Samuel L. Jackson und ein Kumpel von ihm (mit Hörnern auf dem Kopf) hauen während einer großen Boden-Schlacht einem Riesenroboter auf die Fresse und klopfen dabei Sprüche.

Dieses Heft geht gar nicht, aus drei Gründen: Zunächst mal (und ich werde mich bemühen, jetzt nicht in Nerd-Raserei zu verfallen) hat die Geschichte nichts mit Star Wars zu tun. Es gibt Laserschwerter und Typen, die Telekinese beherrschen, und damit hat es sich. Natürlich ist reichlich Militärtechnik aus den Filmen Episode 1 bis 3 zu sehen, aber das ist es nicht, was Star Wars ausmacht. Genausogut könnte diese kleine Action-Szene im Starship-Troopers-Universum spielen, oder in der Terminator-Zukunft.

Zweitens prangt auf dem Cover das „Comics für Kids“-Logo, das beim diesjährigen GCT eingeführt wurde, wohl nachdem man gemerkt hat, dass im letzten Jahr doch einige Hefte in der Auswahl lagen, die so gar nicht für die lieben Kleinen geeignet waren. Ich hätte allerdings Vorbehalte, einem z.B. Achtjährigen einen reinen Kriegscomic in die Hand zu drücken, denn darum handelt es sich hier: nichts wird hinterfragt, nichts kontextualisiert, und nur dadurch, dass die Bösen Roboter sind, wirkt es halb so wild, wenn die feindlichen Truppen mit Hurra zerlegt werden – das aber ändert nichts daran, dass der Inhalt für jüngere Leser schlicht nicht geeignet ist. Natürlich finden die das cool, aber wahrscheinlich fänden die auch die erwähnten Starship Troopers und Terminator cool. Das ist nicht wirklich ein Argument, mit dem man sich der Verantwortung eines Erwachsenen entziehen kann.

Drittens, und hier wird es dann für unsereins interessant (bzw. uninteressant): Die Zeichnungen (stilistisch halbwegs orientiert an Genndy Tartakovskys Clone Wars-Zeichentrickserie) wirken grob und holzschnittartig, es gibt meist nur eine Sprechblase oder weniger pro Seite zu lesen – vor allem aber: es passiert nichts. Bzw. viel, aber eigentlich nichts. Es gibt Figuren, aber keine Charaktere, Handlungen, aber keine Handlung, es wird geredet, aber nichts gesagt. Das Heft ist letztendlich eine gedruckte Videospiel-Szene und hat den Mehrwert einer Tüte Luft.

The Bad: Tales from the Vault of the Gringo

Eine Bunte Tüte kurzer Geschichten, quer durch das Sortiment des Verlags Gringo Comics, und (fast) alle sind unbeholfener Mumpitz oder schlichter Müll.

König Kobra: Eine vierseitige Story in einer postapokalyptischen Welt, in der zwei Typen ausflugmachenderweise einen Turm hochkraxeln. Oben angekommen stellen sie fest, dass im Turmrestaurant Zombies hausen. Anstatt die Tür wieder zuzumachen und die Treppe hinunterzulaufen, springen sie an Tischdecken-Fallschirmen aus dem Fenster. Unten angekommen blaffen sich die beiden noch gediegen an („Halt’s Maul, du Ficker!“). Dann ist die „Geschichte“ vorbei und ich um circa 45 Sekunden Lebenszeit ärmer.

Kommissar Fröhlich: Gleich zwei weitere Vierseiter mit einem Nichts an Handlung. Das Design der Hauptfigur sieht aus wie von Sam aus dem Spawn-Universum abgekupfert, inhaltlich beschränkt man sich in der einen Geschichte auf „der Kommissar will den Bösen verhaften und das macht er dann auch“. Die andere ist mies erzählter Mystery-Kram, wurde vermutlich zuerst bei Weissblech-Comics eingereicht und dort aber vom Verleger kopfschüttelnd als Klopapier verwendet.

Schlicht, der Amishjunge: Unser Amish-Held findet auf dem Heimweg vom Einkaufen einen Comic über amoklaufende Killerpilze, setzt sich unter einen Baum und beginnt damit, das verderbte Buntheftchen zu lesen. Er hört eine körperlose Stimme, die ihn daran erinnert, dass Comics böse sind, aber er liest trotzdem weiter. Dann taucht sein Vater auf und nimmt ihm das Heft ab. Der Junge stellt fest, dass sein Einkaufskorb inzwischen leer ist. Nachdem Vater und Sohn verschwunden sind, wächst ein Pilzmännchen aus dem Boden und hat die Einkäufe unter dem Arm, während sich die Stimme beim Pilz bedankt. Ich habe keine Ahnung, was uns der Autor damit sagen wollte.

Commander Cork: Ein Typ behauptet, er sei ein Superheld. Seine Partnerin weist ihn daraufhin, dass er nur ein Botenjunge ist. Für diesen unglaublichen, nie dagewesenen Spitzenwitz braucht man aus irgendeinem Grund vier Seiten.

Titanius: Kurze Fantasy-Strips, und das wirklich einzige, einzigste, allereinzigste in diesem Heft, das einen nicht völlig an der Welt zweifeln lässt. Ganze drei der acht Pointen bestehen nichtsdestotrotz darin, dass die Protagonisten nicht merken, dass sie auf oder neben irgendeinem riesigen Monster stehen. Running Gags sind an sich keine schlechte Sache, aber hochgerechnet auf die Serie (die schon seit ein paar Bänden läuft) würde das bedeuten, dass ich fast fünfhundertmal über den selben Witz lachen soll. Wollen wir hoffen, dass das nicht repräsentativ ist. Sowohl optisch als auch vom Humor her erinnert Titanius frappierend an Tikwas Space Rat – und hier wie dort beschränkt sich der Humor auf Albernheiten. Geschmacksache.

Di Abenteuer Fom Hartmut: Strichmännchenzeichnungen, deren Witz darin besteht, dass fiele Wöhrter fallsch gäschrihben wärden. Wer so was lustig findet, sollte Hauptschullehrer werden, er wird aus dem Lachen nicht mehr herauskommen. Weiter.

Kommissar Eisele: Noch ein Krimi-Vierseiter, dessen Hauptdarsteller immerhin so heißt wie unser Gesinnungsgenosse Andreas. Hier hängt man sich an das Bauvorhaben Stuttgart 21 an, in der Hoffnung, einen nicht existenten Plot (Kommissar geht zum Tatort, findet die Leiche, Ende) interessant zu machen.

…und hier ist das Heft glücklicherweise durch. Mannmannmann.

The Good: Comics Für Alle!

Herausgeber dieser Anthologie ist der Interessenverband Comics e.V. (ICOM), und da sollte es nicht weiter wundern, dass der Inhalt sehr meta ist: Zwei Dutzend Zeichner (bzw. darunter eine Zeichnerin) präsentieren Comics über Comics an sich. Teilweise erzählen sie von ihren ersten Comicerfahrungen, teils imitieren sie dabei den Stil der Zeichner, denen sie huldigen oder bringen entsprechende Anspielungen für Insider unter. Nicht alles davon ist Weltklasse, aber schön zu lesen ist es fast ausnahmslos. Wer Autobiographisches mag, kann hier nichts falsch machen.

Als Bonus gibt es noch zehn Seiten Text über den Verein (inklusive zig Paragraphen Vereinsordnung), die ja vielleicht informativ und so sind, aber den Todesstoß-Nachteil haben, keine Comics zu sein.




3 Kommentare

1) LeFürscht

23. Mai 2011, 15:58

Die Grüne Latte – versagt nur, bei allem, was gelb ist. Sein Symbol die Leuchtgurke, die Käsestulle sein Kryptonit…

2) DMJ

24. Mai 2011, 10:16

Oja, GLs legendäre Gelbschwäche…irgendwie reichlich weniger gesichtswahrend, als Kryptonit (hm, wo reiht sich Wonder Woman mit ihrer Handfesselnummer ein?). „Gringo“ habe ich auch mitgenommen, aber noch nicht gelesen – das Cover ist so awesome, dass ich bislang nicht wagte, es mit dem Inhalt zu vergleichen. Und anscheinend hatte ich wohl das richtige Gefühl. Schade um das schöne Pilzmonster. 🙁

3) Marcus

8. Juni 2011, 17:35

Jetzt entdeckt: GL’s ERZGEGNER!!!

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Na, im Ernst: in typischer DC-Retcon-Manier hat man die Gelb-Problematik ja sogar erklärt. Und ebenso in typischer DC-Retcon-Manier wurde es dadurch nicht wirklich logischer….

http://en.wikipedia.org/wiki/Parallax_%28comics%29

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